Sehr geehrter Herr Wilczak,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Erst einmal muss ich mich entschuldigen, dass Sie mehrere Tage auf eine Antwort warten mussten, aber ich war in den letzten Tage sehr viel unterwegs und bin deshalb nicht dazu gekommen alle meine Post sofort zu bearbeiten.
Die von Ihnen gestellte Frage ist auch nicht nur mit wenigen Sätzen zu beantworten. Und mir ist es sehr wichtig dies auch ausführlich zu tun.
Die Situation vor Ort in Kolumbien ist wegen der extrem komplizierten Geschichte und der vor Ort herrschenden politisch und rechtlich unklaren Situation von außen auch nur sehr begrenzt zu beurteilen.
Aber nun zu Ihren Fragen:
Erst einmal vorweg, Daabon hat sich auch auf Druck von RAPUNZEL ganz aus dem Projekt Las Pavas zurückgezogen und konzentriert sich nun wieder ausschließlich auf Ihre Arbeit in den bestehenden Bio-Projekten.
Die Firma Daabon Organic baut für RAPUNZEL seit vielen Jahren Bio- Palmöl im Norden von Kolumbien an.
Ende März 2010 wurden gegen die Firma Daabon in Kolumbien Vorwürfe wegen Landvertreibung und Umweltzerstörung in der Region Süd-Bolivar auf der Farm Las Pavas erhoben
(siehe auch Stellungnahme unter
www.rapunzel.de vom 26.05.2010). Dort war die Firma Daabon zu 50% an einem Konsortium beteiligt, das neue Flächen für den konventionellen Palmanbau erschließen möchte.
Die Firma Daabon ist im Bio-Bereich seit langem als zuverlässiger Lieferant von Bio-Palmöl bekannt und unterzog sich über die Jahre regelmäßig externen Kontrollen. Auch RAPUNZEL bezieht über einen Importeur Bio-Palmöl von Daabon.
Allerdings stammt das Bio-Palmöl nicht aus der Region, um die es bei den erhobenen Vorwürfen ging, sondern aus den Bezirken Magdalena und La Guajira im äußersten Norden des Landes.
In der Folge besuchte eine RAPUNZEL-Mitarbeiterin im April letzten Jahres Kolumbien, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Daneben machten sich auch Mitarbeiter des Bio-Zertifizierers Ecocert und ein unabhängiger Experte, der von der Firma Alnatura beauftragt wurde auf den Weg nach Kolumbien, um eine eigene Einschätzung zu gewinnen (siehe Bericht Ecocert und Dr. Müller-Sämann im Internet). Die unabhängig gewonnene und dennoch einheitliche Einsicht war, dass Daabon im Bio-Palmanbau im ökologischen wie auch im sozialen Bereich im Norden Kolumbiens eine gute Arbeit macht.
Die in die Kritik geratene Situation in Süd-Bolivar ist rechtlich inzwischen zwar offiziell zugunsten des Konsortiums geklärt. Ob und in welcher Art und Weise jedoch die existentiellen Interessen der Betroffenen vor Ort bei der Landerschließung berücksichtigt wurden, kann und sollte nach unserer Auffassung nicht allein auf juristischem Wege geklärt werden.
Monaten vorher wurde eine unabhängige Kommission eingesetzt, um in diesem Konflikt zu vermitteln. Wir entschieden uns, den Bericht der Kommission abzuwarten, um die laufenden Bemühungen nicht zu behindern.
Dieser Bericht liegt nun in spanischer und englischer Sprache vor und ist veröffentlicht
http://www.daabon.com/pavas/pdf/LasPavasReview_English_v2_.pdf
Der Bericht geht ausführlich auf Landrechtsfragen und soziale Hintergründe vor Ort ein. Dabei stellt er aber nicht ausschließlich die Situation der Las Pavas-Farm und die Rolle des Konsortiums dar, an dem die Firma Daabon finanziell beteiligt war, sondern die Lage in der gesamten Region. Dort werden aktuell von verschiedenen Firmen diverse Aktivitäten im konventionellen Palm-Anbau durchgeführt. Den gesamtheitlichen Ansatz begrüßten wir ausdrücklich.
Mit dem Bericht wird keine eindeutige Lösung vorgeschlagen, sondern es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie in einem gemeinsamen, teilnehmerorientierten Prozess die verschiedenen Akteure vor Ort einen Weg aus der verfahrenen Lage finden können – nicht nur für das Konsortium und die Bauerngemeinschaft ASOCAB, sondern für alle Beteiligte in der Region.
Seit Bekanntwerden der Vorwürfe stehen wir in sehr engem Dialog mit Daabon. Uns war sehr wichtig , dass das Unternehmen seine Verantwortung in Las Pavas wahrnimmt.
Die Firma Daabon stellt sich daraufhin in einer ausführlichen Stellungnahme ihrer Verantwortung in diesem Prozess und verpflichtet sich, ihren wesentlichen Beitrag zu leisten, um damit zu einer positiven Entwicklung in der Region beizutragen (siehe Brief von Manuel Davilla im Internet). Dies war aus unserer Sicht ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Gerade der Ökologische Landbau – in Verbindung mit der systematischen Einbindung der Interessen aller Beteiligter vor Ort- kann aus unserer Sicht nachhaltig Lösungen bieten für die Bewältigung ökologischer und sozialer Missstände, in Kolumbien wie überall.
Leider konnte Daabon seine Vorstellungen zur Lösung des Konfliktes im Konsortium nicht durchsetzten . Die Situation vor Ort ist leider so verfahren, dass Sie keine Chance mehr sahen etwas zu verändern. Außerdem sahen Sie durch die Situation in Las Pavas die längjährige Arbeit mit ihren Allianzas im Bio- Palmöl Anbaugebiet im Norden Kolumbiens (Alianzas haben nicht dieselbe Struktur wie klassische Kooperativen, sie sind in vielen Punkten aber ähnlich aufgebaut) gefährdet. Deshalb zogen Sie sich im Oktober ganz aus Las Pavas zurück.
Die Zeitschrift Natur und Kosmos beschäftigt sich in ihrer Februar-Ausgabe mit Bio-Palmöl von Daabon. Der Bericht habe ich Ihnen auch als PDF- Datei angehängt.
Ich hoffe ich konnte Ihnen eine ausführlichen Überblick über die doch recht komplizierte Situation geben und Sie können unsere Produkte weiterhin genießen.
Gerne stehe ich auch noch für Rückfragen bereit.
Alle Fakten haben wir auf mehreren Seiten auf unsere Internetseite unter
www.rapunzel.de unter der Rubrik Aktuelles zusammengestellt. ( Punkt 3 im Seitenmenü)
Dort können Sie sich sehr genau über die gesamten Hintergründe und insgesamt rund um das Thema Palmöl informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Kirsten
Marketingleitung