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Bluttest auf Down-Syndrom

Pollywauz

Lutz Wolfram
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2 Januar 2011
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754
Ort
Harth-Pöllnitz
Kein Nadelstich ins Fruchtwasser, sondern nur ein Piekser in den Arm der werdenden Mutter: Ein einfacher Bluttest kann neuerdings die Amniozentese zur Feststellung einer Trisomie 21 bei Föten ersetzen. Seit 20. August 2012 ist der Test in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz verfügbar.
http://www.urbia.de/magazin/schwang...nd-ernaehrung/neuer-bluttest-auf-down-syndrom


Selektion durch Bluttest?

Ein Bluttest bei Schwangeren kann Aufschluss geben, ob das Kind mit dem Genfehler Trisomie 21 geboren wird. Dieser Test sei illegal und diene zur Selektion von Menschen, sagt der Behindertenbeauftrage Hüppe. Die Vorsitzende des Gesundheitssausschusses, Reimann, will Frauen den Test aber nicht vorenthalten.

http://www.tagesschau.de/inland/down-syndrom100.html


Ob man sie begrüßt oder nicht - die Prognose, dass diese Tests in die klinische Routinepraxis drängen und auf die Erstattung durch die Kassen warten, bedarf keiner allzu großen Phantasie.
Zwar verhindert derzeit das Gendiagnostikgesetz, dass die genetische Anlage für Krankheiten bekannt gegeben werden darf, die erst nach der Volljährigkeit ausbrechen. Dennoch befürchten Kritiker, dass nun endgültig das vorgeburtliche Leben einem selektiven Qualitätscheck unterzogen wird. Menschen mit Behinderung würden so unerträglichen Diskriminierungen ausgesetzt, ein inhumaner Perfektionierungswahn bräche sich Bahn. Doch dieses Thema taugt nicht zur Schwarz-Weiß-Malerei.

http://www.sueddeutsche.de/gesundhe...aft-auf-probe-ist-laengst-realitaet-1.1404940


Die Testsicherheit liegt nach Angaben von Lifecodexx bei über 98 Prozent. In Zusammenarbeit mit vier großen deutschen Pränatalzentren hat die Firma ihren Test an 500 Schwangeren mit erhöhtem Risiko für das Down-Syndrom erprobt und dafür 230.000 Euro Fördergelder vom Bundesforschungsministerium erhalten. Vor der Durchführung des Forschungsprojekts lag ein positives Votum der Ethikkommission der Landesärztekammer Berlin vor.
Blick in die Gene ist "reale Zukunftsmusik"
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/trisomie-21-bluttest-erkennt-down-syndrom-beim-foetus-a-837554.html

Doch das wird wohl nicht funktionieren: Ein Verbot des umstrittenen vorgeburtlichen Bluttests auf das Down-Syndrom wird es nach derzeitigem Stand in Deutschland nicht geben. Das Land Baden-Württemberg, Sitz des Herstellers und damit zuständig, wird den Test nach Angaben des Sozialministeriums nicht verbieten. Dafür seien die rechtlichen Voraussetzungen nach dem Gendiagnostikgesetz nicht gegeben, sagte ein Sprecher von Ministerin Katrin Altpeter (SPD).
http://www.stern.de/gesundheit/untersuchung-auf-down-syndrom-umstrittener-bluttest-wird-wahrscheinlich-erlaubt-1854985.html

Die Evangelische Kirche im Rheinland sieht große Gefahren in dem neuen Bluttest für Schwangere auf das Down-Syndrom. "Leben mit Behinderung wird immer mehr zu einem Sonderfall, den es zu verhindern gilt, und dieser Test ist ein Baustein in dieser Entwicklung", sagte Vizepräses Petra Bosse-Huber.
http://www.rp-online.de/gesundheit/news/kirche-kritisiert-down-bluttest-1.2961645

Trotz heftiger Kritik von Kirchen und Behindertenverbänden ist ein Bluttest auf das Down-Syndrom jetzt auf den Markt gekommen. Künftig soll er auch andere Chromosomen-Veränderungen finden.
http://www.welt.de/gesundheit/article108697001/Down-Syndrom-bei-Embryos-einfach-testen.html

Die katholische Kirche Vorarlberg kritisiert den umstrittenen vorgeburtlichen Bluttest auf das Down-Syndrom, der seit kurzem auch in Österreich auf dem Markt ist. Diese bedauerliche Entwicklung in der Pränataldiagnostik käme einer "Rasterfahndung" nach Leben mit Behinderung gleich, das nicht unseren Idealvorstellungen entspreche, so der Feldkircher Diözesanadministrator Benno Elbs am Donnerstag in einer Aussendung.
http://www.springermedizin.at/artikel/30059-katholische-kirche-vorarlberg-gegen-down-syndrom-bluttest

Kirche gegen Down-Syndrom-Bluttest
Bereits jetzt haben laut Fürst vorgeburtliche Diagnosemethoden zur Folge, dass möglicherweise behinderte Kinder
systematisch abgetrieben würden.
http://www.bildpost.de/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=241 (PDF-Datei mit 1,97kb)

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Wie aus den Textbeispielen zu ersehen ist, gibt es zu diesem Thema recht unterschiedliche Meinungen.

Aber welcher Weg ist der richtige?
Diese Entscheidung dürfte nicht leicht fallen. Denn auf der einen Seite steht die Position, dadurch Behinderungen zu bekämpfen, aber auf der anderen Seite steht der moralische Aspekt, dürfen wir über "Leben oder Tot" von Ungeborenen auf diese Art entscheiden. Was wird dann auf Eltern zukommen, die sich für das Kind entscheiden, wenn es schon jetzt nicht immer genug Unterstützung für die Eltern von behinderten Kindern gibt. Wird man nicht vielleicht die Krankenkosten für solche Kinder, sollten sich die Eltern für das Kind entscheiden, voll auf diese abwälzen?
Wenn wir anfangen solche Tests für eine Krankheit zu machen, wo wird das Aussortieren dann einmal enden? Vielleicht kann man ja irgendwann einmal, bei Ungeborenen mit einem solchen Test feststellen, das es vielleicht ein Raucher wird. Dann stünde auch die Frage behalten oder nicht, denn das Rauchen verursacht auch jedes Jahr, hohe Kosten für die Krankenkassen.

Dies sind einige meiner Gedanken, wenn ich solche Beiträge lese.
Was halten Sie eigentlich davon?
 

Adaneth

Well-Known Member
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Hi Pollywauz

eine ähnliche Diskussion gab es vor vielen Jahren schon mal, als der Fruchtwassertest möglich wurde. Genau die gleichen Argumente, sowohl dafür, als auch dagegen.

Seit der Zeit hat sich der Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom aber geändert. Finde ich zumindest. In meiner Jugendzeit steckten sie mehrheitlich in scheußlichen Trainingsanzügen und kamen kaum aus dem Haus, und wenn, dann nur in Begleitung der Eltern.
Heute leben zumindest einige von ihnen in (betreuten) Wohngemeinschaften, haben Partner und die allgemeine Akzeptanz hat meiner Meinung nach, zugenommen. Vielleicht liegt es daran, dass die Eltern in die Offensive gegangen sind, um zu beweisen welch tolle Menschen ihre Kinder sind.

Eine Freundin von mir wurde spät nochmals Mutter und sie hatte einen absoluten Horror vor einem behinderten Kind, vor allem mit Down-Syndrom. Trotz der Gefahr ihr ersehntes Kind zu verlieren, ließ sie den Test machen und wäre auch bereit gewesen es im positven Fall abtreiben zu lassen. Wenn ich sehe wie überfordert sie mit ihrem "gesunden" Kind ist, dann möchte ich nicht wissen wie es mit einem behinderten Kind gewesen wäre, das sie nicht gewollt hätte.

Ich bleib mal Optimist und denke - es wird schon gut gehen.
 

Pollywauz

Lutz Wolfram
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Harth-Pöllnitz
Mit solchen Themen habe ich immer so meine Probleme, welche auf langjährigen Erfahrungen beruhen. Ich kann es einfach nicht ab, wenn es Menschen gibt die glauben zu wissen wer ein Recht auf ein Leben hat. Das Problem bei dem Thema Behinderung ist doch für viele nur der Faktor Geld.
Ich hatte schon viele Kontakte mit Behinderten, um zu wissen, das diese Menschen auch glücklich sein können, dies ist anders als bei normalen Menschen, aber dafür ehrlicher und inniger.
Wie ist es denn, wir geben Unsummen an Geldern aus um Krieg zu spielen und Banken zu retten, aber bei den Hilfe für Behinderte wird gespart und am Ende den Eltern dieser Kinder noch vorgeworfen das sie ein behindertes Kind haben.
Ich konnte schon in der DDR den Umgang mit Behinderten miterleben, dieser hat sich nicht wesentlich von dem unterschieden wie er in der heutigen BRD gelebt wird.
Bei der Hilfe für Behinderten ist es doch heute in etwa so, ist die Behinderung durch einen Unfall gekommen, erhalten die Eltern Geld über die Unfallkasse. Ist es aber von Geburt, oder durch eine Krankheit behindert, erhalten die Eltern nichts, im Gegenteil, sie werden mit den Problemen alleine gelassen und müssen sich bei Kosten noch mit den Ämtern streiten, so wie alles was sie haben dem Sozialamt offenlegen. Das Ende dabei ist sehr oft, das an den Problemen dann noch die Familien zerbrechen und die Kinder zusätzlich noch mit diesen Problemen klar kommen müssen.
 

Adaneth

Well-Known Member
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Hi Pollywauz

Ich kann deine Ängste nachempfinden. Einer meiner Cousins ist behindert (bei der Geburt Sauerstoffmangel) und ich weiß wie er groß wurde.

Die Akzeptanz von Behinderten kann leiden, aber wie oben bereits geschrieben war das vor vielen Jahren auch schon die Befürchtung gewesen und hat sich aus meiner Sicht nicht so bewahrheitet wie damals prophezeit. Die Situation hat sich eher verbessert, vorallem weg von der Mitleidschiene.
Du bist natürlich ganz anders informiert und lebst ganz anders als ich, die ich keinen direkten Kontakt zu behinderten Menschen habe.
Andererseits arbeitete ich in der Hochbegabtenberatung und habe da schon mitbekommen, was es heißt nicht so zu sein wie alle. Da gabs auch mal den Spruch" Sehen Sie es doch endlich ein, dass ihr Kind behindert ist". Um Geld gings da gar nicht, sondern um Akzeptanz - jeder Mensch ist in seinem so sein richtig.
Und so sehe ich auch Behinderte, jeder ist richtig und manche Leben sind einfach schwerer als andere, aber nicht weniger lebenswert. Manche Leben brauchen eben etwas mehr Unterstützung ( auch finanziell) als andere.

Dennoch möchte ich dabei bleiben - es gibt Eltern, die dieser Belastung nicht gewachsen sind und ich weiß nicht wie es behinderten Kindern mit solchen Eltern geht, ob sie gut behandelt und gefördert und geliebt werden, oder eher nicht. Meine Großmutter hätte ihren behinderten Enkel am liebsten zu Hause eingesperrt, wg der Schande. Tja, diese Haltung gibt es leider auch.
Der Bruder der anderen Oma war auch behindert, aber die ganze Familie stand zu ihm - und das in den 20iger Jahre schon - das zeigt, nicht alle Menschen sind gleich.

Ich würde dir gerne etwa sagen, das deine Befürchtungen zerstreut, aber ich kann nicht in die Zukunft sehen und nicht vorhersagen wie sich die ganze Sache entwickeln wird. Leider.


LG Monika
 

Pollywauz

Lutz Wolfram
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Ich würde dir gerne etwa sagen, das deine Befürchtungen zerstreut, aber ich kann nicht in die Zukunft sehen und nicht vorhersagen wie sich die ganze Sache entwickeln wird. Leider.
Wieso "Leider", ich glaube es ist gut so, das keiner weiß was auf Ihn zu kommt.

Die Befürchtungen welche ich habe, beruhen auf den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Krankenbeiträge, Kranken- und Altenpflege, Pflegekassen, Arbeitsmarktentwicklung, ich will es aber nicht weiter ausdehnen.
Als ich vor einigen Minuten mit dem Auto auf dem Heimweg war, brachte man im Radio, das die Kosten für den Kraftstoff bei den Pflege- und Rettungsdiensten immer mehr für Kostenprobleme sorgen. Mal sehen wie man das Problem wieder löst.
 
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