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Dramatische Lage bei tschechischen Waldbesetzern spitzt sich zu

Natura

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5 November 2010
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Vehemente Polizeieinsätze gegen friedliche Naturschützer, die das Abholzen von Bäumen im Nationalpark verhindern wollen- Stimmen gegen den Einsatz mehren sich

Tschechien- Die Situation im Nationalpark Sumava unterhalb des Lusens am Maderbach bei der Ortschaft Modrava (Mader) in Tschechien ist nach wie vor sehr dramatisch. Immer und immer wieder blockieren die Naturschützer das Abholzen von Bäumen. Sie stellen sich schützend vor diese, um sie vor dem Fällen durch die Waldarbeiter zu schützen. Die Anordnung des neuen Nationalparkdirektors Strasky, die Bäume zu fällen, ist nicht nur zahlreichen Naturschützern in Tschechien, sondern auch in Österreich und Deutschland ein Dorn im Auge.

"Es ist unsinnig, in der Kernzone des Nationalparks Sumava unterhalb des Lusens Bäume zu fällen, da auf deutscher Seite das Kerngebiet des Nationalparks Bayerischer Wald liegt und auch die tschechische Seite bis vor kurzem zum Kerngebiet des dortigen Nationalparks zählte. Was sich in Tschechien geändert hat, ist, dass der neue Nationalparkdirektor einen Teil dieser Fläche kurzum nicht mehr als Kernzone (Zone I) eingestuft sehen wollte und den Status daher änderte, um die Bäume unter dem Vorwand der Borkenkäferbekämpfung fällen zu können." meint Karl Haberzettl, von der Kreisgruppe Passau Bund Naturschutz in Bayern e.V., der auch Vorsitzender der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Naturschutzfragen im Dreiländereck Bayern ,Tschechien und Österreich ist.

Abholzung widerspricht Naturschutz-Richtlinien

Gegen die Abholzungen sprechen auch Natura 2000-Richtlinien. Danach darf es zu keiner Verschlechterung des Naturzustandes in dem Gebiet kommen. Nach Ansicht der Naturschützer gelten diese Gesetze, die FFH-Richtlinien, auch für den Bereich des Nationalparks und sind, so wie sie europaweit gelten, auch in Tschechien maßgeblich.


Die Waldbesetzer betonen, dass man sich bei allen Aktionen an Recht und Gesetz halten werde. Daher ketten sich die Baumbesetzer auch nicht direkt an Bäume an, da dies verboten ist. Stattdessen stellen sie sich in den betroffenen Waldflächen nun zwischen die Bäume. Das Gebiet, in dem die Baumschützer aktiv sind, ist ca. 500 Hektar groß. Die Baumbeschützer sind rund um die Uhr auf acht Standorte verteilt.
Nicht notwendig „Borkenkäferbekämpfung“ gefährdet Status als Nationalpark
Tschechische und bayerische Naturschützer erklärten, dass in einem Nationalpark der Natur der Vorrang einzuräumen sei und hier nach dem Prinzip „Natur Natur sein lassen“ gehandelt werden müsse. Um den Status eines Nationalparks nicht zu verlieren, wäre dies auch nach internationalen Richtlinien erforderlich.

Gerade jetzt, nach dem 20. Geburtstags des Nationalparks Sumava, sollen viele dieser Richtlinien weg verordnet werden, da sie den Vorstellungen mancher Geldmacher und Forstleuten offensichtlich nicht entsprechen – wohl wissend, dass den Borkenkäfer in einem Nationalpark nicht durch rigide Abholzungsmaßnahmen aufhalten kann. Gerade bei solchen Abholzungen wird aufgrund des Einsatzes von Großmaschinen weit mehr Schaden im Wald angerichtet als dies der Borkenkäfer je getan hat und je tun wird. Vor allem die Bodenschäden durch den Einsatz von Großmaschinen sind enorm.

Karl Haberzettl verwies in einem Interview mit dem tschechischen Fernsehen darauf, dass erst die ARD vor kurzem einen Film gezeigt hatte, der die Vielfalt im Nationalpark Bayerischer Wald thematisiert hatte. Viele Arten, die als ausgestorben galten, sind gerade in die Totholzflächen des Nationalparks zurückgekehrt: darunter viele Kleinlebewesen und Pilze, aber auch größere Tiere wie Habichtskauz und Luchs. Diese Vielfalt gilt es für unsere Nachkommen in den Nationalparks Sumava und Bayerischer Wald zu bewahren, damit auch unsere Nachfahren noch wirklich ursprüngliche Natur im unmittelbaren Heimatbereich erleben können und dürfen.

Teile der tschechischen Politik fordern runden Tisch

Die Polizei nimmt nach wie vor Menschen fest, darunter Wissenschaftler wie Doz. Dr. Martin Konvicka PhD von der Tschechischen Akademie der Wissenschaft. Einige Leute sind von Polizisten auch geschlagen wurden, andere wurden durch Schlamm geschliffen. Der Vorsitzender der tschechischen Grünen Ondrej Liska, der ebenfalls an der Blockade teilnahm, und der Vorsitzende der tschechischen Sozialdemokraten, Bohuslav Sobotka, appellierten an Innenminister Jan Kubice, die Brutalität der Polizei zu stoppen und umgehend mit einer Prüfung der brutalen Schläge zu beginnen, da diese so nicht notwendig seien.

Außenminister Karel Schwarzenberg wandte sich an Nationalpark-Direktor Strasky und Umweltminister Chalupa um das Fällen der Bäume zu stoppen. Er forderte: „Stoppen sie das Fällen und Schneiden, stoppen Sie die Blockade! Setzen sie sich endlich an einen runden Tisch und diskutieren sie, um das Problem zu regeln. Aber ationalpark-Direktor Jan Strasky setzt offensichtlich weiterhin auf ein sinnloses Abholzen der Bäume.

Die Blockade ist übrigens an Stellen, an denen mittlerweile Kletter auf den Bäumen sitzen, äußerst erfolgreich, an flachereren Stellen ist es mit Hilfe des vehementen Polizeieinsatzes gelungen, Schneisen in den Wald zu schlagen.

Mit freundlicher Genehmigung durch: http://www.oekonews.at
 
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